Erfurt - eine Kurzcharakteristik
 
Bevölkerung
 
Bevölkerung (Stand Anf. 2007) 199.114 Einwohner
Bevölkerungsdichte 740 Einwohner / km²
Durchschnittsalter 43,3 Jahre
Arbeitslosigkeit ca. 15 %
 
Lage und Fläche
 
Höhe über NN 158 - 430 m
Größte Ausdehnung Nord-Süd 21 km
Größte Ausdehnung Ost-West 22,4 km
Fläche gesamt 26.911 ha

Gebäude- und Freifläche

3.801 ha

Betriebsfläche

444 ha

Erholungsfläche

573 ha

Verkehrsfläche

2.092 ha

Landwirtschaftsfläche

16.650 ha

Waldfläche

1.950 ha

Wasserfläche

386 ha

Fläche anderer Nutzung

1.014 ha
 
Der geographische Mittelpunkt Deutschlands befindet sich ca. 45 km weiter nordwestlich in Niederdorla. (Die Landeshaupstadt des "östlichen" Bundeslandes Thüringen liegt viel weiter westlich als die Landeshauptstadt des "westlichen" Bundeslandes Bayern.)
 
Verkehr
 
Straßennetz 705 km
Radwege 156,6 km
Straßenbahngleislänge 84,0 km
Kfz gesamt 107.395
Darunter Pkw 85.561
 
Klima
 
Hauptwindrichtung aus Südwest
Niederschlagshöhe im Jahr ca. 550 Liter/m²
Lufttemperatur Jahr ca. 10°C (Stadtstatus)
Lufttemperatur Jahr ca. 8°C (Flughafen Bindersleben)
 
Durch den Regenschatten des Thüringer Waldes ist es also vergleichsweise trockenwarm, was sich natürlich auf das Pflanzenwachstum auswirkt:
 
Beginn der Lindenblüte bis 19.06. (z.B. Oberhof nach 09.07.)
Beginn der Fliederblüte bis 10.05. (z.B. Eisenach bis 20.05.)
 
Geologie
 
Thüringen ist weitgehend ein Trias-Land: Keuper - Kalkstein - Buntsandstein. Auf Erfurter Gebiet treten Keuper und Kalkstein in Erscheinung; Buntsandstein erst im Eck Bad Berka - Blankenhain - Kranichfeld. Im Erfurter Norden gibt es ausgedehnte eiszeitliche Ablagerungen; hier wird auch Kies abgebaut. Dass mit der Eiszeit Löß in das Thüringer Becken eingeweht wurde, war eine Voraussetzung für besonders fruchtbare Böden.
 
Vegetation
 

Die natürlichen Gegebenheiten ohne menschlichen Einfluss würden im Erfurter Gebiet zu einem dominierenden Laubwald führen. Nahe der Gera und anderer Fließgewässer wäre es Auwald, sonst ein Laubwald, in dem wahrscheinlich Buchen, Eichen, Hainbuchen und Linden dominieren würden. Auf kleinen Sonderstandorten, die besonders trocken oder feucht sind, könnte die Bewaldung fehlen oder auflockern.
Die heutige Kulturlandschaft sieht anders aus:
Wald nimmt ca. 7 % der Stadtfläche ein. Steigerwald und Willroder Forst sind Teil eines von Thüringen an die EU gemeldeten FFH-Gebietes. Die ausgedehnten Eichen-Haibuchenwälder sind etwas Besonderes.
Auwald gibt es in Erfurt faktisch nicht mehr.
Landwirtschaft, meist Äcker, nehmen mehr als 60 % der Stadtfläche ein. An einigen nicht zu intensiv bewirtschafteten Standorten wachsen gefährdete Ackerwildkräuter wie Ackerröte, Sommer-Adonisröschen, Acker-Haftdolde und andere Arten.
Einen großen Ruf bei Botanikern genießen die Erfurter Trocken- und Halbtrockenrasen. Das steppenartige Erfurter Klima in Verbindung mit Beweidung war Voraussetzung für ihre Entstehung. Die über die Stadtgrenzen hinausreichende Landschaft mit trockenen Gipskeuperhügeln bei Kühnhausen wurde als eine weiteres FFH-Gebiet gemeldet. Der markanteste Hügel dieser Landschaft ist die Schwellenburg.
(Natürlich ist die Erfurter Flora damit nur grob holzschnittartig charakterisiert. Details zu den einzelnen Schutzgebieten unter www.erfurt.de)

 
Sehenswürdigkeiten

Heute ist Erfurt eine von vielen Städten, aber im Mittelalter / in der Renaissance zählte die Stadt zu den bedeutendsten Deutschlands – und das werden Sie erspüren, sobald Sie die Innenstadt betreten haben. Beim Kurzaufenthalt werden Sie auf alle Fälle das einmalige Ensemble von Marien-Dom und Severi-Kirche sehen wollen, ja eigentlich sehen müssen. Schon sind 1 – 2 Stunden vergangen. Die Krämerbrücke ist ebenfalls Pflicht. Links und rechts geschlossen mit mittelalterlichen Häusern bebaut, spürt man beim Überqueren nicht, dass man auf einer Brücke ist. Dom und Kämerbrücke sind vielleicht 500 Meter auseinander. Arbeiten Sie Dom, Severikirche und Krämerbrücke aber nicht ab, sondern bummeln Sie ein wenig. Unterbrochen von verschlafenen Phasen war in Erfurt einiges los. Die gesamte Innenstadt atmet Geschichte: im Predigerkloster wirkte der bedeutendste deutsche Mystiker, Meister Eckhart, in der Universität studierte Martin Luther, in der Engelsburg entstanden die Dunkelmännerbriefe unter Mitwirkung von Ulrich von Hutten, in der Hohen Lilie wohnte der Schwedenkönig Gustav Adolf, in Erfurt trafen sich Napoleon und Zar Alexander I. usw. Obwohl ich nichts daran verdiene, empfehle ich für Erfurt mehr als nur einen Tagesaufenthalt.

Einige Trends
 

Die Einwohnerzahl Erfurts befindet sich im freien Fall. 1988 hatte Erfurt noch über 220.000 Einwohner. Obwohl mit der Gebietsreform 1994 62 km² inclusive einiger Ortschaften hinzu kamen, hat Erfurt mittlerweile unter 200.000 Einwohner. Ähnliche wenn nicht gar viel schärfere Rückgänge haben auch andere Großstädte der neuen Bundesländer. Eigenartig gegenläufig ist der Flächenverbrauch. Von 1993 bis 1997 waren es 1,33 km², die neu versiegelt wurden.

Der Straßenring um Erfurt wird mit dem Bau der A71 bald geschlossen werden. Was den Autofahrer freut, führt zu Problemen bei den Tieren, die doch absolut keine Ahnung vom modernen Straßenverkehr haben. Es bleibt abzuwarten, ob es zum Aussterben von Teilpopulationen kommt. Denkbar bei Amphibien, denkbar beim Feldhamster. 1999 betrug die Länge des Straßennetzes noch 663 km, 2005 sind es 701 km. Die Zahl der zugelassenen Pkw hat sich trotz abnehmender Bevölkerungszahl ebenfalls erhöht.

Nach der Wende wurde die Luftqualität durch modernere Heizungen physisch spürbar besser. Der Trend wird sich wahrscheinlich nicht fortsetzen. Da Erfurt eine Kessellage hat, kann es immer wieder problematische austauscharme Zeiten geben.

In den Wäldern ist zur Zeit der Zuwachs größer als der Einschlag. Es gibt eine gewisse Absatzkrise beim heimischen Holz. Davon dürften profitieren: Insekten, Pilze und andere. Die Erfurter Forste sind erfreulicherweise nur ausnahmsweise Monokulturen.

Pflegedefizite bei Biotopen der Kulturlandschaft werden zunehmen. Betrifft insbesondere Streuobstwiesen sowie Trocken- und Halbtrockenrasen. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Zum Beispiel erloschen auf der Schwellenburg sind die Vorkommen der Berghexe (ursprünglich hier nicht seltene Schmetterlingsart).

1988 betrug der Trinkwasserverbrauch je Erfurter sensationell viele 276,9 Liter pro Tag; 1997 waren es 136,7 Liter (Angabe mit Industrie und Sonstigem). Der Verbrauch scheint sich auf niedrigem Niveau zu halten.

 
Verkürzte Chronik
 
 
742 Erste urkundliche Erwähnung Erfurts durch den Missionar Bonifatius; er bittet Papst Zacharias um die Bestätigung eines Bischofssitzes in Erfurt (Erphesfurt)
Was genau Bonifatius dazu brachte, Erfurt als Bischofssitz auszuwählen wissen wir nicht. Er bezeichnete Erfurt als "ubrs", als Stadt. Wahrscheinlich war der Ort für damalige Verhältnisse recht groß, irgendwie befestigt. Es dürfte mehrere Siedlungskerne mit eigenen Märkten gegeben haben. Eine Furt durch die Gera war vorhanden. Wahrscheinlich war Erfurt schon ein Handelszentrum.
   
13. Jhr.

Erfurt mit 37 Klöstern und Kirchen
Ein um 1860 rekonstruierter Stadtplan zeigt Erfurt mit 37 Klöstern und Kirchen, mit Stadtmauer, 9 Stadttoren und 5 Brücken innerhalb der Stadtmauer. Schon eine kleine Metropole. Bis 1311 wirkte der bedeutendste deutsche Mystiker, Meister Eckhart, drei Jahrzehnte im Predigerkloster.

   
1349/51 Pestepidemien mit 12.000 Toten
   
1501 Luthers Immatrikulation an der Universität.
Um diese Zeit gehörte Erfurt mit 18.000 - 20.000 Bewohnern zu den größten Städten Deutschlands. Die 1392 eröffnete Universität hatte nach der Universität Wien die meisten eingetragenen Studenten.
   
1579 Erfurter Waidregister wird in 49 Dörfern auf 4344 Acker Waid gebaut
Aus der Waidpflanze wurde das damals gebräuchlichste Blaufärbemittel gewonnen. Der Handel mit Waid war der Grund für den Reichtum der Handelsstadt Erfurt. Für die Qualität des Waids waren sicher die trocken-warmen Verhältnisse im Thüringer Becken verantwortlich. Später wurde Waid durch westindischen Indigo, ein ebenfalls pflanzliches Blaufärbemittel ersetzt.
   
1618 - 1648 Dreißigjähriger Krieg; Einwohnerzahl Erfurts sinkt von 19.000 auf 13.000
   
1664 Gewaltsame Unterwerfung der Stadt durch Erzbischof J.Ph. von Schönborn; Einsetzung eines kurmainzischen Statthalters
   
1683 Ein weiteres Pestjahr. Erfurt 1684 mit ca. 7000 Einwohnern
   
1775 Todesjahr Christian Reicharts, des Initiators des erwerbsmäßigen Erfurter Gartenbaus
Der Erfurter Gartenbau ist mit dem Namen Christian Reichart (*1685) verbunden. Berühmtheit erlangte Reichart durch sein mehrteiliges Buch "Land- und Gartenschatz". Dabei war er Autodidakt. Reichart war offenbar experimentierfreudig und machte verschiedene Gemüsearten in Erfurt populär.
   
1802 Nach dem Frieden von Luneville 1801 kommt Erfurt vom Erzbistum Mainz an Preußen
Erfurt bleibt eine Enklave innerhalb Thüringens.
   
1816 Universität wird geschlossen
   
1847 Eröffnung der Eisenbahnlinie Weimar-Erfurt-Gotha-Eisenach
   
1865 Erste internationale Gartenbauausstellung auf dem Gelände zw. heutiger Theater- und Lutherstraße
   
1873 Die Festungseigenschaft Erfurts wird aufgehoben.
Erst danach beginnt Erfurt in die Fläche zu wachsen; vorher musste ja die Schusslinie vor der Stadt frei bleiben.
   
1898 Bau des Flutgabens wird abgeschlossen
   
1906 Erfurt wird mit 100.000 Einwohnern Großstadt
   
1952 Erfurt wird Bezirkshauptstadt
   
1961 Eröffnung der Internationalen Gartenbauausstellung auf dem Gelände der Cyriaksburg
   
1991 Erfurt wird die Landeshauptstadt Thüringens